21.2.06

Klaus Werner, Duden-Abiturhilfen, Englische Texte analysieren

Klaus Werner, Duden-Abiturhilfen, Englische Texte analysieren

Textanalysen und Textinterpretationen selbstständig erarbeiten, 11. bis 13. Klasse, 2. aktualisierte Ausgabe, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2006, 106 Seiten, kartoniert, Ladenpreis 9,95 Euro (D), 10,30 Euro (Au), 18,20 sFr.

Selbstständige  Erarbeitung der typischen Abituraufgaben
Die von Klaus Werner verfasste Abiturhilfe „Englische Texte analysieren“ ist in der vom Dudenverlag herausgegebenen “Duden – Abiturhilfen“ erschienen. Sie ist für die Hand des Schülers/der Schülerin gedacht und soll die selbstständige Erarbeitung der typischen Abituraufgaben von Textanalysen und Textinterpretationen unterstützen.

Klar und verständlich 
Dabei zeichnet sich die Hilfe durch klar und verständlich formulierte Erklärungen zu den Aufgabentypen aus.
In englischer Sprache werden typische Fragen und Aufgaben zu den Aspekten von Inhalt, Form und Stellungnahme aufgelistet. Auf sechseinhalb Seiten wird eine englischsprachige Sammlung von Vokabeln („link words oder connectives), Strukturen und Wendungen sowie von Beispielsätzen gegeben, die leicht gelernt werden können, da auf den Listen Anwendungsgruppen gebildet sind. Für den jeweiligen Verwendungszweck findet man dann leicht in Frage kommende Formulierungen.

30 englischsprachige Texte 
Den Schwerpunkt bilden 30 englischsprachige Texte, die exemplarisch für die verschiedenen Aufgabenarten angeboten werden, wozu jeweils eine englischsprachige Musterlösung gehört.
Die Auswahl der Texte berücksichtig Autoren, die in der Regel in den Schulen gerne gelesen bzw. durchgenommen werden - zumindest von den Lehrern.

Musterklausuren aus Rheinland-Pfalz 
Im letzten Kapitel werden vier aus Rheinland-Pfalz stammende Musterklausuren mit Lösungsvorschlägen gegeben. Allerdings handelt es sich ausschließlich um Arbeiten zu literarischen Texten. Leider überwiegt das Literarische auch in der bereits erwähnten Sammlung von dreißig Texten, von denen nur eine Handvoll nichtfiktionaler Natur sind. 

Kein Verzeichnis mit Quellenangaben und Autoren
In dem insgesamt sehr übersichtlich gestalteten und für die Vorbereitung auf das Abitur sicherlich sehr nützlichen Bändchen vermisst man am Ende ein Verzeichnis der Texte mit Quellenangaben und Autoren.

Günther Miklitz

Gertrud van den Berg, Lehrer. Was sie leisten. Was sie leiden. Was sie brauchen.

Gertrud van den Berg, Lehrer. Was sie leisten. Was sie leiden. Was sie brauchen.
 
Herder Verlag, Freibug im Breisgau 2005, 158 S., 8,90 Euro.
Die Autorin des 158 Seiten umfassenden Taschenbuches mit dem Titel „Lehrer - Was sie leisten. Was sie leiden. Was sie brauchen.“ ist Diplompädagogin mit Unterrichtserfahrung in Hauptschule, Realschule und Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen (Ruhrgebiet). Wie der Titel bereits andeutet, geht es Gertrud van den Berg in ihrem Buch darum, das anspruchsvolle Thema von Leistung, Belastung und möglicher Neugestaltung der Arbeit des Lehrers zu reflektieren. 

Gesamtschullehrer-Perspektive 

Sie löst ihre Aufgabe, indem sie aus der Perspektive einer Gesamtschullehrerin namens Stolte die Fülle der bekannten Arbeitslast einer Lehrkraft im Alltag beschreibt. Dabei kommt die ganze Palette von Problemen im heutigen Lehrerberuf zur Sprache, u..a. schwierige Schüler, ungünstige äußere Bedingungen, Verdichtung der Arbeitszeit, neue Kontrollen von außen (Vergleichstests, Schulstandards, Schulinspektionen), Strukturveränderungen (z.B. Schulleiter als Dienstvorgesetzter), Versagen der Eltern, Suchtprobleme, Gewalt, Schuleschwänzen, falsche Mediennutzung. Offenbar will die Autorin zu recht mit immer noch in der Gesellschaft vorhandenen Vorurteilen und einem falschen Bild vom Beruf des Lehrers aufräumen.

Der mittlere Wahnsinn von Schule 
 
Zunächst entsteht so eine Negativschau, der mittlere Wahnsinn einer in der Praxis verkommenen Schulidee, die jeden vernünftigen jungen Menschen davor abhalten sollte, selbst diesen Beruf zu ergreifen. Das ist natürlich nicht die Intention der Autorin.
Auf jeden Fall gelingt es ihr, die Herausforderungen im Lehrerberuf heute auf gut lesbare Weisezu verdeutlichen, weil sie die Probleme aus der Alltagssicht einer Gesamtschullehrerin beleuchtet. Durch die Wahl dieser Perspektive findet zwangsläufig eine gewisse Einengung statt, was auch durch die ausschließliche Fokussierung auf Nordrhein-Westfalen geschieht.  

Quellen aus der Tagespresse und aus Zeitschriften 
 
Der Literaturnachweis am Ende des Buches zeigt dies. Quellen aus der Tagespresse und aus Zeitschriften (in der Regel aus NRW) nehmen einen breiten Raum ein. 

Einige dünne Vorschläge, fehlende Kritik
 
Aber es wird auch nicht versäumt, gesellschaftlich diskutierte und zum Teil bereits erprobte Heilmittel darzustellen. Allerdings bleiben einige Vorschläge etwas dünn, z. B. das Potential, das durch den Einsatz neuer Medien unter dem kritischen Gesichtspunkt einer zu korrigierenden Mediennutzung zu entfalten wäre. Völlig zu kurz kommt die Kritik an einer falschen Personalpolitik der Behörden (überalterte Lehrerschaft, falsche Beförderungspraxis) sowie die fehlende Allokation von gesamtgesellschaftlich durchaus vorhandenen und benötigten Finanzmitteln in den Schulbereich.

Meinung des Rezensenten 
 
Zum Glück ist die Berufssituation des Lehrers in vielen Schulen, etwa in den im Buch nicht behandelten Privatschulen und Gymnasien durchaus auch so, dass das Erfreuliche überwiegt.
Am meisten vermisst der Rezensent unter den Lösungsvorschlägen für eine Beendigung der Misere die Anerkennung des guten Lehrers durch ein Plädoyer für den Beamtenstatus und für eine Umkehr des bestehenden Gratifikationssystems: Während viele gute Pädagogen unter den gegebenen Bedingungen bestrebt sind, das Klassenzimmer (Oder die Klassenzimmer-Misere? s. o.) schleunigst und auf immer zu verlassen, indem sie Karrieren im Hochschulbereich und in der Verwaltung beginnen, sollte die wahre pädagogische Leistung, nämlich der über Jahre hin fachlich qualifizierte und erzieherisch positiv wirksame Unterricht besonders belohnt werden. Dann brauchte man sich um den Nachwuchs vermutlich keine Sorgen zu machen.

Jugendrotkreuz soll Schüler als Schulsanitäter ausbilden
 
Das Buch schließt mit der Forderung nach mehr Praxisorientierung in der Lehrerausbildung und einer „abschließende(n) Beurteilung der eingeleiteten Maßnahmen“. Dabei hat der Vorschlag, vom Jugendrotkreuz ausgebildete Schüler als Schulsanitäter einzusetzen, etwas Gutes, erscheint aber am Ende eines mit Ansprüchen geschriebenen Buches als fast rührend.

Günther Miklitz