8.9.06

Deutsche Sprachwelt: Unzufriedenheit der Sprachbenutzer

Auf der Internet-Plattform "für alle, die Sprache lieben"
mit dem Namen Deutsche Sprachwelt
wird von einer neuen Untersuchung berichtet, nach der die Deutschen ein sprachempfindliches Volk sind. Die Mehrheit der Sprachbenutzer ist demzufolge

- unzufrieden mit der neuen Rechtschreibung
- ärgert sich über Fachchinesisch
- stört sich an schwer verständlichen Texten
- macht die Medien verantwortlich für die Probleme und
- wirft Schülern und Studenten Gedankenlosigkeit im Umgang
mit der deutschen Sprache vor.

Der genannte Webauftritt wird vom Verein für Sprachpflege e.V. verantwortet.

Die Seiten sind sehr ansprechend gestaltet, gut lesbar und informativ.

Die vom Verein in Auftrag gegebene Untersuchung hat offenbar nicht
nach der Qualität der gesprochenen Sprache im Alltag gefragt.

Zukünftig sollte man auch fragen, wie die Menschen über grammatisch falsches und fehlerhaft gesprochenes Deutsch denken,
z.B. im Baumarkt in Siegburg:
"Habben Sie Kundenkarte?"
oder in einem Bonner Krankenhaus der Arzt:
"Lecken Sie den Arm nebben dem Kopf."

Audio

13.8.06

The Kite Runner

"The Kite runner" by Khaled Hosseini 

made it to #1 on the New York Times bestseller list of modern fiction in paperback. The author, an Afghanistan born physician who lives in northern California, launched a smashing success with his first novel. In 1980 his father, a diplomat, received political asylum in the United States.

Struggling as confronted with the American way of life
 
It is worth mentioning the author`s background because the novel echoes the problems of immigrants from Afghanistan who had to flee from their war stricken country and who are struggling with their traditional system of values as they are being confronted with the American way of life.

The theme is friendship
 
The book`s theme, however, is the friendship between two Afghan boys whose relationship is complicated because of their father. Friendship, a problematic code of honour, archaic traditional values and the I-narrator`s call for more truth are topics that should attract students in the modern literature classroom.

The story of the two boys culminates in a contest of kite runners.

"But all I heard--all I willed myself to hear--was the thudding of blood in my head. All I saw was the blue kite. All I smelt was victory. Salvation. Redemption. If Baba was wrong and there was a God like they said in school, then He`d let me win. I didn`t know what the other guy was playing for, maybe just bragging rights. But this was my one chance to become someone who was looked at, not seen, listened to, not heard. If there was a God, He`d guide the winds, let them blow for me so that, with a tug of my string, I`d cut loose my pain, my longing. I`d endured so too much, come too far. And suddenly, just like that, hope became knowledge. I was going to win. It was just a matter of when." (K. Hosseini, The Kite Runner, New York 2004, p. 65)

Suspense, easy to understand, many dialogues
 
It is told in a masterly way, full of supsense and easy to understand with a lot of dialogue.

The New York Times Book Review writes: "This powerful first novel ... tells a story of fierce cruelty and fierce redeeming love. Both transform the life of Amir: Khaled Housseini`s privileged young narrator, who comes of age during the last peaceful days of the monarchy, just before his country`s revolution and its invasion by Russian forces."

Günther Miklitz

25.3.06

Duden Abiturhilfen: Reinhard Marquaß, Prosatexte analysieren


Duden Abiturhilfen Deutsch, 11.-13. Klasse: Reinhard Marquaß, Prosatexte analysieren, Grundbegriffe und Methoden, Beispiele und Übungen, Mannheim 2006, 3. Aufl.
In der Reihe „Abiturhilfen“ des Dudenverlags bietet der Band „Prosatexte analysieren“ eine sehr nützliche Vorbereitung auf das Abitur im Fach Deutsch.
Autor und Verfasser sagen im Vorwort, dass sie das Büchlein sowohl als Hilfe zum Nachschlagen und Wiederholen von Grundbegriffen und Fragestellungen verstehen als auch als ausführlichen Lehrgang für die selbstständige Einarbeitung in das Fachgebiet.
In fünf Kapiteln wird die Textanalyse wie folgt behandelt:
  1. Die Gliederung mit Behandlung der Formen der Erzählerrede, der Zeitstruktur, der Formen der Figurenrede, der Analyse der Textgliederung und mit Lösungsvorschlägen zu den Arbeitsaufgaben.
  2. Der Stoff mit den Aspekten der Handlung, der Figuren, des Raumes, der Zeit,der Stoffanalyse und Lösungsvorschlägen zu den Arbeitsaufgaben.
  1. Der Erzähler mit den Unterkapiteln Erzähler und Autor, Er- und Ich-Erzählung, Erzählerverhalten;, Lösungsvorschlge.
  1. Komposition und Stil mit den Kapiteln zur Anordnung und Verknüpfung der Erzählsequenzen, zum Stil, zur Analyse von Komposition und Stil und Lösungsvorschläge.
  1. Klausur mit den Kapiteln Analyseverfahren, Vorarbeiten zur Niederschrift, richtige Darstellung, Lösungsvorschläge.
Die Erklärungen und Definitionen sind sehr gut verständlich, Aufgaben und Musterlösungen beispielhaft.
Da das 112 Seiten umfassende kartonierte Buch leider keine Übersicht über die Texte gibt, die für die Analyse benutzt werden, wird dies hiermit getan:
Text 1: Johann Peter Hebel, Untreue schlägt den eigenen Herrn (1811)
Text 2: Johann Peter Hebel, Schlechter Lohn (1809)
Text 3: Heinrich von Kleist, Franzosen-Billigkeit (wert in Erz gegraben zu werden) (1809)
Text 4: ohne Angabe des Autors, Begegnung um Mitternacht (erste Fassung) (Jahreszahl fehlt)
Text 5: Hugo von Hoffmannsthal, Reitergeschichte (1899)
Text 6: Thomas Mann, Buddenbrooks (1901)
Text 7: ohne Angabe des Autors, Begegnung um Mitternacht (zweite Fassung)( Jahreszahl fehlt )
Text 8: Herbert Malecha, Die Probe (Ausschnitt) (1955)
Text 9: Johann Wolfgang v. Goethe, Die Geschichte des Marschalls von Bassompierre (1795)
Text 10: Johann Peter Hebel, Kaiser Napoleon und die Obstfrau in Brienne (1809)
Text 11: Brüder Grimm, Der süße Brei (1819)
Text 12: Christine Lambrecht, Luise (1982)
Text 13 : Slawomir Mrozek, Schuld und Sühne (1957)
Text 14: Gabriele Wohmann, Wachsfiguren (1973)
Text 15: Bettina Blumenberg, Lau (1981)
Text 16: Franz Kafka, Vor dem Gericht (1914)
Text 17: Vladimir Colin, Der Kontakt (Jahreszahl fehlt )
Text 18: Siegried Lenz, Das unterbrochene Schweigen (1975)
Text 19: Gabriele Wohmann, Grün ist schöner (1960)
Text 20: (ohne Angabe des Autors), Der Kontakt – zweite Fassung (Jahreszahl fehlt)
Text 21: Charles Bukowski, Szenen aus der großen Zeit (1972)
Text 22: Christine Lambrecht, Wohnungsbauer (1982)
Text 23: Heinrich Böll, Monolog eines Kellners (1955)
Text 24: Ilse Aichinger, Das Fenster-Theater (1953)
Text 25: Gottfried Keller, Romeo und Julia auf dem Dorfe (1856)
Text 26:Ulrich Plenzdorf, Das neue Leiden des jungen W. (1973)
Text 27: Helga Schütz, Festbeleuchtung (1973)
Text 28: Petra Süskind, Das Parfüm (1985)
Text 29:Herbert Malecha, Die Probe (1955)
Text 30: Kurt Marti, Neapel sehen (Jahreszahl fehlt)
Abschließend bleibt zu fragen, weshalb mit dem Farbfoto auf dem Buchdeckel der Leser in die Irre geführt werden muss. Es ist dort eine junge Dame abgebildet, die ein aufgeschlagenes Buch in der Hand hält mit dem Titel „Prosa aus vier Jahrhunderten“.
Der Titel ist so groß gedruckt, dass man ihn als Anspielung auf das vorliegende Büchlein missverstehen kann, das nach obiger Liste nur Texte aus dem 19. und 20. Jahrhundert berücksichtigt. Im Falle einer Neuauflage könnte dies korrigiert werden.
Es wäre auch nützlich, wenn die Liste der Texte mit Ergänzung der oben bezeichneten fehlenden Daten am Ende des Buches zu finden wäre.
Günther Miklitz

23.3.06

Duden: Schreiben lernen - Neues Heft für Vorschulkinder

Die Fachleiterinnen für Pädagogik und Anfangsunterricht Ulrike Holzwarth-Raeter und Ute Müller Wolfangel haben im Dudenverlag ein 24 Seiten umfassendes Heft im DIN A4-Format für das Schreibenlernen im Vorschulalter veröffentlicht. Das Heft ist reich an kindgerechten, meist farbigen Zeichnungen. Zwei lustige Comic-Figuren, ein Hund und ein Biber, motivieren die Kinder beim ersten Arbeiten mit Großbuchstaben in Druckschrift.

Eltern und Erzieherinnen finden am Anfang des Heftes ein paar Empfehlungen und eine Übersicht über seinen Aufbau. Dabei wird einleitend darauf hingewiesen, dass jedes Kind seinen persönlichen Zugang zur Schrift findet. Deshalb müsse es über basale Wahrnehmungsfähigkeiten verfügen und die Einsicht erlangen, dass die Buchstabenfolge eines Wortes seine hörbare Lautfolge abbildet. Sodann wird zu Recht in fett gedruckten Worten betont: "Deutliches Sprechen und genaues Hören sind Grundlagen ersten Schreibens."

Die Schreibübungen bestehen neben wenigen Aufgaben für die Entwicklung der Feinmotorik überwiegend aus dem Einsetzen oder Zuordnen von Buchstaben. Für die Verbesserung der Fingerfertigkeit sind ein paar Anleitungen gegeben, wie man eine Faltschachtel baut oder Tischkarten erstellt.

In den Händen der Kinder dürfte sich der abwaschbare Karton und das Blättern mit festem und starkem Papier bewähren. Ganz sicher werden die schönen lustigen Illustrationen sowohl kleinen als auch großen Leuten gefallen. Ein erster kurzer Test mit ganz jungen Probanden in der eigenen Familie kam zu dem Ergebnis: Ein gut gemachtes Heft, das Freude bereitet und in Verbindung mit der rechten sprachlichen Begleitung durch Eltern und Erzieher gewiss die erwünschte Grundlage für die spätere Entwicklung der Schreibkultur legen kann.

Ulrike Holzwart-Raeter/Ute Müller Wolfangel, Duden: Vorschule -Jetzt lerne ich schreiben

Günther Miklitz

21.2.06

Klaus Werner, Duden-Abiturhilfen, Englische Texte analysieren

Klaus Werner, Duden-Abiturhilfen, Englische Texte analysieren

Textanalysen und Textinterpretationen selbstständig erarbeiten, 11. bis 13. Klasse, 2. aktualisierte Ausgabe, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2006, 106 Seiten, kartoniert, Ladenpreis 9,95 Euro (D), 10,30 Euro (Au), 18,20 sFr.

Selbstständige  Erarbeitung der typischen Abituraufgaben
Die von Klaus Werner verfasste Abiturhilfe „Englische Texte analysieren“ ist in der vom Dudenverlag herausgegebenen “Duden – Abiturhilfen“ erschienen. Sie ist für die Hand des Schülers/der Schülerin gedacht und soll die selbstständige Erarbeitung der typischen Abituraufgaben von Textanalysen und Textinterpretationen unterstützen.

Klar und verständlich 
Dabei zeichnet sich die Hilfe durch klar und verständlich formulierte Erklärungen zu den Aufgabentypen aus.
In englischer Sprache werden typische Fragen und Aufgaben zu den Aspekten von Inhalt, Form und Stellungnahme aufgelistet. Auf sechseinhalb Seiten wird eine englischsprachige Sammlung von Vokabeln („link words oder connectives), Strukturen und Wendungen sowie von Beispielsätzen gegeben, die leicht gelernt werden können, da auf den Listen Anwendungsgruppen gebildet sind. Für den jeweiligen Verwendungszweck findet man dann leicht in Frage kommende Formulierungen.

30 englischsprachige Texte 
Den Schwerpunkt bilden 30 englischsprachige Texte, die exemplarisch für die verschiedenen Aufgabenarten angeboten werden, wozu jeweils eine englischsprachige Musterlösung gehört.
Die Auswahl der Texte berücksichtig Autoren, die in der Regel in den Schulen gerne gelesen bzw. durchgenommen werden - zumindest von den Lehrern.

Musterklausuren aus Rheinland-Pfalz 
Im letzten Kapitel werden vier aus Rheinland-Pfalz stammende Musterklausuren mit Lösungsvorschlägen gegeben. Allerdings handelt es sich ausschließlich um Arbeiten zu literarischen Texten. Leider überwiegt das Literarische auch in der bereits erwähnten Sammlung von dreißig Texten, von denen nur eine Handvoll nichtfiktionaler Natur sind. 

Kein Verzeichnis mit Quellenangaben und Autoren
In dem insgesamt sehr übersichtlich gestalteten und für die Vorbereitung auf das Abitur sicherlich sehr nützlichen Bändchen vermisst man am Ende ein Verzeichnis der Texte mit Quellenangaben und Autoren.

Günther Miklitz

Gertrud van den Berg, Lehrer. Was sie leisten. Was sie leiden. Was sie brauchen.

Gertrud van den Berg, Lehrer. Was sie leisten. Was sie leiden. Was sie brauchen.
 
Herder Verlag, Freibug im Breisgau 2005, 158 S., 8,90 Euro.
Die Autorin des 158 Seiten umfassenden Taschenbuches mit dem Titel „Lehrer - Was sie leisten. Was sie leiden. Was sie brauchen.“ ist Diplompädagogin mit Unterrichtserfahrung in Hauptschule, Realschule und Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen (Ruhrgebiet). Wie der Titel bereits andeutet, geht es Gertrud van den Berg in ihrem Buch darum, das anspruchsvolle Thema von Leistung, Belastung und möglicher Neugestaltung der Arbeit des Lehrers zu reflektieren. 

Gesamtschullehrer-Perspektive 

Sie löst ihre Aufgabe, indem sie aus der Perspektive einer Gesamtschullehrerin namens Stolte die Fülle der bekannten Arbeitslast einer Lehrkraft im Alltag beschreibt. Dabei kommt die ganze Palette von Problemen im heutigen Lehrerberuf zur Sprache, u..a. schwierige Schüler, ungünstige äußere Bedingungen, Verdichtung der Arbeitszeit, neue Kontrollen von außen (Vergleichstests, Schulstandards, Schulinspektionen), Strukturveränderungen (z.B. Schulleiter als Dienstvorgesetzter), Versagen der Eltern, Suchtprobleme, Gewalt, Schuleschwänzen, falsche Mediennutzung. Offenbar will die Autorin zu recht mit immer noch in der Gesellschaft vorhandenen Vorurteilen und einem falschen Bild vom Beruf des Lehrers aufräumen.

Der mittlere Wahnsinn von Schule 
 
Zunächst entsteht so eine Negativschau, der mittlere Wahnsinn einer in der Praxis verkommenen Schulidee, die jeden vernünftigen jungen Menschen davor abhalten sollte, selbst diesen Beruf zu ergreifen. Das ist natürlich nicht die Intention der Autorin.
Auf jeden Fall gelingt es ihr, die Herausforderungen im Lehrerberuf heute auf gut lesbare Weisezu verdeutlichen, weil sie die Probleme aus der Alltagssicht einer Gesamtschullehrerin beleuchtet. Durch die Wahl dieser Perspektive findet zwangsläufig eine gewisse Einengung statt, was auch durch die ausschließliche Fokussierung auf Nordrhein-Westfalen geschieht.  

Quellen aus der Tagespresse und aus Zeitschriften 
 
Der Literaturnachweis am Ende des Buches zeigt dies. Quellen aus der Tagespresse und aus Zeitschriften (in der Regel aus NRW) nehmen einen breiten Raum ein. 

Einige dünne Vorschläge, fehlende Kritik
 
Aber es wird auch nicht versäumt, gesellschaftlich diskutierte und zum Teil bereits erprobte Heilmittel darzustellen. Allerdings bleiben einige Vorschläge etwas dünn, z. B. das Potential, das durch den Einsatz neuer Medien unter dem kritischen Gesichtspunkt einer zu korrigierenden Mediennutzung zu entfalten wäre. Völlig zu kurz kommt die Kritik an einer falschen Personalpolitik der Behörden (überalterte Lehrerschaft, falsche Beförderungspraxis) sowie die fehlende Allokation von gesamtgesellschaftlich durchaus vorhandenen und benötigten Finanzmitteln in den Schulbereich.

Meinung des Rezensenten 
 
Zum Glück ist die Berufssituation des Lehrers in vielen Schulen, etwa in den im Buch nicht behandelten Privatschulen und Gymnasien durchaus auch so, dass das Erfreuliche überwiegt.
Am meisten vermisst der Rezensent unter den Lösungsvorschlägen für eine Beendigung der Misere die Anerkennung des guten Lehrers durch ein Plädoyer für den Beamtenstatus und für eine Umkehr des bestehenden Gratifikationssystems: Während viele gute Pädagogen unter den gegebenen Bedingungen bestrebt sind, das Klassenzimmer (Oder die Klassenzimmer-Misere? s. o.) schleunigst und auf immer zu verlassen, indem sie Karrieren im Hochschulbereich und in der Verwaltung beginnen, sollte die wahre pädagogische Leistung, nämlich der über Jahre hin fachlich qualifizierte und erzieherisch positiv wirksame Unterricht besonders belohnt werden. Dann brauchte man sich um den Nachwuchs vermutlich keine Sorgen zu machen.

Jugendrotkreuz soll Schüler als Schulsanitäter ausbilden
 
Das Buch schließt mit der Forderung nach mehr Praxisorientierung in der Lehrerausbildung und einer „abschließende(n) Beurteilung der eingeleiteten Maßnahmen“. Dabei hat der Vorschlag, vom Jugendrotkreuz ausgebildete Schüler als Schulsanitäter einzusetzen, etwas Gutes, erscheint aber am Ende eines mit Ansprüchen geschriebenen Buches als fast rührend.

Günther Miklitz