Helmut Rauer-Rohländer, Kai und Kevin - Teenager-Streiche von heute in Versen wie bei Max und Moritz, Menden im Sauerland 2020, Eigenverlag des Autors, 47 Seiten, hart kartoniert.
Helmut Rauer Rohländes Büchlein mit dem Titel "Kai und Kevin" ist eine äußerst vergnügliche Neuinterpretation des bekannten Klassikers von Wilhelm Busch: Max und Moritz.
Die gelernte Grafik-Designerin und frei schaffende Künstlerin Petra Erhard hat die Geschichte mit insgesamt 9 farbigen Zeichnungen illustriert. Sie passen zum Text, sind lustig und kritisch mahnend zugleich, weil sie die jugendlichen Täter nicht schönfärben.
Im Unterschied zu seiner berühmten Vorlage von Wilhelm Busch geht der Autor einen menschenfreundlichen Weg in der Darstellung von Vergehen durch Jugendliche unserer Tage. Während Busch als Misanthrop das Böse im Menschen sah und am Ende seiner Bildergeschichte die beiden Jungen gnadenlos in den Tod schickte, wird in diesem Buch das Böse als Produkt aus Zeitgeist und gesellschaftlichen Verhältnissen gedeutet. So heißt es gleich im Vorwort:
Beide sind der Freiheit Kind,
auf Besitz und Spaß getrimmt,
wenn man es zusammenfasst,
cool, gestresst und angepasst,
in manch Übeltat verstrickt.
Und wenn man auf das Ende blickt,
bleibt es bei dem alten Lied,
dass den Tätern recht geschieht.
Es folgt in der nächsten Strophe der Satz:
Jugend war noch nie bequem
Und das Böse im System
Wohl schon immer ein Problem.
Die moderne Geschichte wird wie bei Wilhelm Busch in Paar-Reim und in Versen mit vier Trochäen (einer betonten Silbe folgt eine unbetonte) erzählt. Damit ist das kleine Werk auch sprachlich sehr gut gelungen. Es liest sich glatt und man ist immer wieder überrascht, wie die treffenden und originellen Formulierungen in der gewählten Versform nicht holpern, sondern angenehm glatt zu lesen sind.
Das Buch endet mit einem optimistischen und versöhnlichen Ausspruch von der zu gewährenden zweiten Chance und dem Angebot von Hilfe, was man auch auf das moderne Jugendstrafrecht beziehen könnte:
Es gibt dreiste Übeltäter,
doch es gibt auch Sanitäter!
Das Buch eignet sich besonders gut als kleine Gabe für Eltern, Lehrer und Erzieher, die gerne die Probleme mit der Jugend beim Namen nennen und dabei nicht humorlos sind,