Hier zu bestellen:
1.
|
Am Korbacher Gymnasium wird 1589 eine neue Disziplinarordnung eingeführt, die Schüler rebellieren. |
2.
|
Der
Schüler Friedrich von Bernstorff verfasst eine Schmähschrift
gegen den Rektor der Landesschule.
|
3.
|
Schüler
werden ins Schulgefängnis, den Karzer, geworfen.4. Friedrich von
Bernstorf schlägt die Gefängnistür mit einem Beil auf und
befreit seine Kameraden.
|
4.
|
Er
muss Urfehde schwören, d.h. er muss schriftlich erklären,
dass er seine Missetat gesteht und seine Strafe ohne Rachegelüste
annimmt.
|
5.
|
Die
Strafe: Er muss die Stadt Korbach auf immer verlassen.
|
6.
|
Der
junge Straftäter Friedrich von Bernstorff hatte in seinem Prozess
Fürsprecher und es wurde für seine Freilassung eine Geldsumme
(Gold?) bezahlt
|
7.
|
Die
Stadt Korbach hatte einen jahrelangen Streit mit dem Landes
|
Bodo Friedrich (Hrsg.), Geschichte des Deutschunterrichts von 1945 bis 1989. In: Beiträge zur Geschichte des Deutschunterrichts, Bd. 58, Frankfurt am Main 2006, 363 S., 49,80 Euro.
Die als Taschenbuch vorliegende Untersuchung von Bodo Friedrich führt mit ihrem Titel auf eine falsche Fährte. Keineswegs geht es hier um einen historischen Abriss der gesamten Fachgeschichte des Deutschunterrichts von 1945 bis 1989.
Erst nach dem Aufblättern merkt man, dass es noch den Untertitel, „Unterricht nach Plan? Untersuchungen zur Schule in der SBZ/DDR“ gibt. Dann wird klar, worum es geht: Auf der Basis einer empirischen Untersuchung soll die Frage geklärt werden, inwieweit es zwischen staatlichen Vorgaben (in erster Linie durch den Lehrplan) und dem Handeln der Deutschlehrer im Unterricht Diskrepanzen oder Übereinstimmung gab bzw. „wie konform oder non-konform sich Deutschlehrer(innen) in der SBZ/DDR“ in dem genannten Untersuchungszeitraum verhalten haben.
Zu diesem Zweck hat der Verfasser, der nach eigenem Bekunden 34 Jahre dem Deutschunterricht in der SBZ/DDR verbunden und bis 1999 als Professor für Deutschdidaktik an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig war, zusammen mit seinem Team von Fachwissenschaftlern Klassenbücher von 6 Schulen, zahlreiche Praxisanalysen staatlicher Stellen sowie 61 Interviews mit Lehrern ausgewertet.
Zunächst wird auf ca.100 Seiten zum Teil mit Hilfe von Tabellen ausführlich über die Fakten berichtet, u. a. : Lehrplanerfüllung bezogen auf Unterrichtsstunden bzw. Stoffeinheiten/ Stoff- komplexen im Literaturunterricht, Lehrplanabweichungen, Lehrplanerfüllung durch die Lehrer, Grade der Lehrplanabweichungen. Etwa 170 Seiten sind der Reflexion der Ergebnisse sowie der Zusammenfassung gewidmet. Wenn man als Leser dieses Buches, so der Rezensent, nicht über Lebenserfahrung in der SBZ/DDR verfügt und mit westlich geprägtem Blick die Untersuchungsfrage sieht, wundert es einen gar nicht, dass „das Maß an quantitativen und qualitativen Übereinstimmungen zwischen den Lehrplananforderungen und der Unterrichtspraxis im Deutschunterricht insgesamt“ verhältnismäßig gering war.
Bemerkenswert erscheint, dass es dem totalitären Staat erst in der späteren Phase der Konsolidierung des politischen und gesellschaftlichen Systems zunehmend gelang, seine Steuerungs- instrumente effektiver zu gestalten. Etwas überrascht liest man, dass im Literaturunterricht vielmals vermieden worden sei, Texte aus der Sowjet/DDR-Literatur durchzunehmen. Erklärungsgründe für nicht systemkonforme Präferenzen sieht der Autor in den individuellen Lehrerpersönlichkeiten, in ihrem Berufsethos, ihrer Professionalität sowie in der jeweiligen Sozialisation. Sie würden generell die Umsetzung von staatlichen Vorgaben bedingen.
Noch mehr überrascht, wie positiv die staatlichen Unterrichtskontrollen durch das System der Fachberater dargestellt werden: “Es muss erstaunen, dass von diesen 25 Lehrern nur 4 mit diesen Kontrollen negative Erinnerungen verbinden, 21 hielten sie für notwendig und vor allem für hilfreich.“ Weiter heißt es, erst mit dem Einsatz von Fachberatern in den 60er Jahren sei „eine kontinuierliche und fachgerechte Kontrolle der Deutschlehrer gewährleistet gewesen. Deren Funktion war aber gerade nicht die Kontrolle, sondern die Anleitung und Weiterbildung der Lehrer.“ (S. 143)
Das Buch, das mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wurde, ist gewiss ein interessanter Beitrag zum besseren Verständnis der DDR-Pädagogik. Während stellenweise die Besprechung der empirisch gewonnenen Ergebnisse in der dünnen Luft wissenschaftlicher Begrifflichkeit stattfindet, ist die kurze, nur eine Seite lange Zusammenfassung am Ende besonders gut lesbar. Sie schließt mit folgendem, für den Unterricht im totalitären DDR-System bemerkenswerten Satz:
„Fest steht jedoch, dass scheinbar so gut wie jeder Lehrer die Möglichkeit hatte, fest im Lehrplan vorge- schriebene Stoffe wegzulassen und stattdessen andere zu behandeln und dass er sich dabei an seinen Vorlieben oder auch den Interessen der Schüler orientieren konnte.“ (S. 324) Günther Miklitz
Thomas Sowell, Race and Culture
- A World View
Thomas Sowell, a black senior fellow at the
Hoover Institution at Stanford University has aroused
much controversy with his 329 page-long book on race and
culture. His thesis runs contrary to most current trends in
social sciences. And it seems incompatible with most
assumptions underlying government policies and estabished
academic notions with regard to racial and ethnic minorities.
Sowell's thesis maintains that differences in productive
skills and cultural values are the key to understanding
the advancement or regression of ethnic groups. In his
opinion, skills and values make up the cultural capital
of an ethnic group or of a people, whereas politics,
environmental factors and genetics do not play the important
roles widely attributed to the success of a group or nation.
Since Sowell's central topic is the universe of values,
the reader will easily accept the general layout of his
book: a world view. In order to make his universal
perspective convincing, Sowell pays his respect to
a one page long list of scholars world wide from whose
wisdom he has been able to draw.
What is the result of Sowell's approach to "Race
and Culture"? We learn that certain peoples have
been more or similarly successful than others because
of their human capital, their particular pattern of
cultural values which enabled them to perform better
than others. The Jews are said to have prospered
wherever they went in the world because they were
experts in the textile business. Italian immigrants
were often similarly successful in the field of wine
production. The Germans are said to have always been
successful farmers and craftsmen, and the Chinese
succeed everywhere as retailers and restaurant owners.
In one chapter he goes into the question whether
intelligence tests allow any conclusion as to the genetic
supremacy of one race over the other. The answer is
negative. Chinese and some other immigrant groups have
been economically and socially successful in America
regardless of how they score on intelligence tests. This
proves, in his opinion, that inherited traditional values and
skills as well as the culturally based capacity to adapt to
new conditions are the essential factors, and not genetics.
He says the assumption that always environmental conditions
are the determining factors of a group's success or failure
is wrong. Consequently, he does not think that a disad-
vantaged group of American society like the uneducated and
poor blacks could be put on their feet by just improving the
environmental factors of their lives.
Throughout his argumentation he reproaches the
intellectuals of often taking the lead in spreading
misconceptions of history and doing harm to society:
"The role of soft-subject intellectuals - notably professors
and schoolteachers - in fermenting internal strife and
separatism, from the Basques in Spain to the French
in Canada, adds another set of dangers of political
instability from schooling without skills." (p. 24)
He believes in hard core skills like the technologies
and crafts which are the basis of cultural success.
Cultures are conceived of as dynamically engaged
in a competitive process in which the weaker and
less successful elements are weeded out. At that,
there are many parts of group cultures which do not
deserve any respect. That is why he thinks the notion
of "mutual respect" cannot always hold as a premise when
comparing cultures.
To his mind there is the widely observable development of a
modern world culture which gradually overcomes those cultures
which are less apt. This looks much like social Darwinism.
No wonder that the book may easily be misunderstood
as ultra conservative. In fact, its title would be almost
impossible to translate directly into German because of
the nazi connotations of the word "race".
The book provides stimulating reading because
nowhere else does one get such a pragmatic concept
with a material and substantial understanding of culture.
Probably everybody has secretly believed that according
to his private observations certain nations and cultures are
more or less successful and deserve more or less respect.
But for the sake of not nurturing prejudices everybody
refrains from speaking out.
On the other hand it must be feared that the book will
be grist to the mill of those conservative forces in society
who have always believed that only they themselves deserve
to be rich and powerful because in their blindfolded eyes the
lower strata of society lack cultural stamina and don't like to work
hard.
Guenther Miklitz
Umberto Eco, Baudolino (Roman), München 2003, übers. v. Burkhart Kroeber, Deutscher Taschenbuchverlag, 12,50 Euro.
„Wenn einer nicht auf dem gewohnten Weg vorankommt, sucht er sich hintenrum eine bessre Straße. Die Art der Erfindung ist sehr mannigfaltig; doch um das Gute zu finden, muß man, ich hab`s erprobt, in umgekehrter Richtung gehen.“
Dieses Zitat aus einem zeitkritischen Gedicht von Galileo Galilei (1590), hat Umberto Eco seinem 633 Seiten umfassenden Roman „Baudolino“ als Motto vorangestellt. Auf entsprechende Weise erzählt er uns die Lebensgeschichte von Baudolino, einem „mit allen Wassern gewaschenem Schelm und Abenteurer“ in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Während bei Galilei „Erfindung“ und „Phantasie“ das naturwissenschaftliche Denken dialektisch beflügeln, ist es bei Eco die zur Erzählkunst stilisierte Lüge des Protagonisten als schöpferischer Umgang mit der historischen Wahrheit.
Das Einleitungskapitel ist sprachlich in Anlehnung an das Mittelhochdeutsche geschrieben und bedarf der Geduld beim Einlesen. Es ist der fingierte Anfangsteil der Biographie des Romanhelden, der angeblich auf gestohlenem und abgeschabtem Pergament seines Lehrers Bischoff Otto von Regensburg schreibt. Im italienischen Original handelt es sich um eine dialektgefärbte Variante des Italienischen, die sich der Autor - nach eigenem Bekunden in einem Interview- ausgedacht hat.
Dem Übersetzer, Burkhart Kroeber, ist die Übertragung ins Deutsche nicht nur an dieser Stelle sehr gut gelungen. Baudolino ist als 13-jähriger Bauernjunge aus dem Piemont zu Kaiser Barbarossa gekommen, als dieser mit seinem Heer auf dem Vierten Kreuzzug durch Italien zieht. Der Kaiser findet Gefallen an dem besonders sprachbegabten Jungen und adoptiert ihn. Im zweiten Kapitel begegnet Baudolino dem Kanzler des Kaisers von Byzanz, während Konstantinopel von den Kreuzrittern erobert und zerstört wird. Er zeigt ihm das erwähnte Pergament und erzählt seine Geschichte.
Sodann aber übernimmt der allwissende Erzähler das Geschehen und entfaltet in 39 weiteren Kapiteln von jeweils 5 bis 20 Seiten Länge ein historisches Panorama: Baudolino wird zum Rhetorikstudium nach Paris geschickt und erlebt die Feldzüge des Kaisers gegen die oberitalienischen Städte und seinen Kreuzzug ins Heilige Land. Der Leser wird Zeuge von Gesprächen über historische Begebenheiten und ihre politische Einschätzung – zumeist gewürzt mit Ironie, Humor und Anspielungen.
So tröstet Baudolino zum Beispiel seinen Kaiser nach einer Niederlage durch die oberitalienischen Städte mit folgenden Worten: „(...) bei diesen Städten wirst du immer verlieren, weil du sie zur Ordnung zwingen willst, die ein Kunstprodukt ist, während sie in der Unordnung leben wollen, die der Natur entspricht (...)“
Soweit der Rezensent als Nichthistoriker sehen kann, entspricht der historische Rahmen der bekannten Geschichtsschreibung. Auch theologische oder philosophische Themen der Zeit, z. B. die Auseinandersetzung zwischen der etablierten kirchlichen Lehre und den Nestorianern, werden richtig und vor allem gut verständlich dargelegt. Wer sich für historische Stoffe interessiert, findet einen Teil der Geschichte Barbarossas lebendig erzählt. Aber er sollte historisches Grundwissen mitbringen, damit er erkennen kann, welche Fülle von phantastischen Erzählteilen mit dem historischen Kern verbunden ist. Die Fabulierfreude des Autors ist vermutlich nicht jedermanns Sache, vor allem nicht für jene Leser, die eine klar strukturiert und spannende erzählte Geschichte suchen, um die Zeit Barbarossas besser zu verstehen.
Im letzten Kapitel hat der Autor im Grunde bereits kritische Einwände vorweggenommen, als er zwei Romanfiguren über den Wahrheitsgehalt von Baudolinos Geschichte nachdenken lässt:
„Ja, ich weiß, das ist nicht die Wahrheit, aber in einer großen Geschichte kann man kleine Wahrheiten ändern, damit die größere Wahrheit hervortritt. (...) Früher oder später wird sie jemand erzählen, der noch verlogener ist als Baudolino.“ Günther Miklitz