18.4.16

Eine verbesserte Neuauflage meines historischen Romans "Urfehde mit Gold" ist im März 2020 bei Books on Demand (BoD) erschienen, kartoniert, 18,90 Euro.


 
Schülerrebellion von 1589
am Gymnasium in Korbach


Ein historischer Tatsachenroman

von Günther Miklitz

 
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Meine Erstveröffentlichung des Romans erfolgte im Jahr 2016  als Taschenbuch im Selbstverlag.  Nur noch wenige Exemplare können bei mir persönlich bestellt werden.

Weiterhin erhältlich im Handel ist das Buch der Erstauflage 2016 als  E-Book bei Amazon.

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Zum Inhalt:


Die Fakten in den Geschichtsquellen:


1.

Am Korbacher Gymnasium wird 1589 eine neue Disziplinarordnung eingeführt, die Schüler rebellieren.


2.
Der Schüler Friedrich von Bernstorff verfasst eine Schmähschrift gegen den Rektor der Landesschule.

3.
Schüler werden ins Schulgefängnis, den Karzer, geworfen.4. Friedrich von Bernstorf schlägt die Gefängnistür mit einem Beil auf und befreit seine Kameraden.

4.
Er muss Urfehde schwören, d.h. er muss schriftlich erklären, dass er seine Missetat gesteht und seine Strafe ohne Rachegelüste annimmt.

5.
Die Strafe: Er muss die Stadt Korbach auf immer verlassen.

6.
Der junge Straftäter Friedrich von Bernstorff hatte in seinem Prozess Fürsprecher und es wurde für seine Freilassung eine Geldsumme (Gold?) bezahlt

7.

Die Stadt Korbach hatte einen jahrelangen Streit mit dem Landes


3.7.12

Was wusste der spanische König?

Javier Cercas hat mit seinem im Jahr 2009 erschienen Buch über den operettenhaft inszenierten Putschversuch in Spanien vom  23. Februar 1981 eine kluge, zeitgeschichtlich interessante Verarbeitung dieses höchst symbolträchtigen spanischen Ereignisses veröffentlicht.

Deutsche Übersetzung (Peter Kultzen) liegt vor

Er erhielt dafür einen der wichtigsten spanischen Literaturpreise, den “Premio Nacional de Narrative 2009”.  Seit 2011 liegt nun die von Peter Kultzen geleistete Übersetzung des Werkes in deutscher Sprache vor: Javier Cercas, Anatomie eines Augenblicks, 569 Seiten, ISBN 978-3-10-011369-6.

Die Putschisten glaubten, sie hätten die Unterstützung des Königs 

Bekanntlich versuchte damals eine Gruppe franquistischer Militärs die demokratisch gewählte Regierung zu stürzen.  Ein Oberst namens Tejero drang mit einer bewaffneten Gruppe der paramilitärischen ´Polizei “Guardia Civil” ins Parlament ein.  Mit ihren Handfeuerwaffen schossen sie mehrere Salven unter die Decke und befahlen den Abgeordneten sich auf den Boden zu legen, was diese auch taten. Die Putschisten glaubten, sie hätten die Unterstützung des Königs für ihr gewaltsames Eingreifen in die politische Lage. Damals schien das Land angesichts separatistischer Bestrebunge und terroristischer Akte politisch und ökonomisch wie gelähmt und unfähig für eine dringend benötigte demokratische Stabilisierung. Das Besondere an diesem spanischen Putschversuch war, dass ihn die ganze Welt über die Medien mit erleben konnte, da zwei Fernsehkameras im Parlamentssaal liefen und, für die Putschisten unbemerkt,  alles gefilmt wurde.

Nachgewiesene Quellen und geistreiche Reflexionen

Eindrucksvoll war das Verhalten von drei Politikern im Parlamentssaal, die nicht auf dem  Boden in Deckung gingen, sondern stehen oder sitzen blieben:  Es waren der Ministerpräsident Adolfo Suarez, der General Gutierrez Mellado und auf der Linken der Generalsekretär der kommunistischen Partei Santiago Carrillo. Genau dieses Verhalten der drei Politiker, die dem Befehl der Putschisten nicht folgten und damit eine Geste des Widerstandes und der Bewahrung von eigener Würde lieferten, ist der Ausgangspunkt für die Analysen und Deutungen des Autors.  Deshalb trägt sein Buch auch den Titel “Anatomie eines Augenblicks”.  Der zeitgeschichtlich interessierte Leser wird dabei zweifach überrascht.  Zum einen: Der Autor garniert seine Erzählung des Vorganges, die sich auf öffentlich zugängliche und am Ende des  Buches nachgewiesene Quellen und auf Interviews mit einzelnen Akteuren stützt, mit zahlreichen geistvollen Reflexionen.  Dabei geht es über das Verhältnis von Theorie und Wirklichkeit, über den historischen Prozess, seine Vermittlung durch die Medien, über  die Rolle und Definition des Vollblutpolitikers und nicht zuletzt über die Art und Weise wie er, der Autor und Angehörige einer jüngeren Generation von dem Geschehen betroffen war und wie er das gestörte Verhältnis  zu seinem Vater verarbeitet hat.
Zum Anderen wird der Leser überrascht durch eine spannende Erzählung, die sich fast wie ein politischer Krimi liest.  Es werden Vorgeschichte, Planung und Ausführung des Putschversuches und die teils nachgewiesenen, teils vermuteten Verwicklungen von Generalität, Geheimdienst und  gesellschaftlich Mächtigen beleuchtet.

 Die Rolle des Monarchen erscheint als nicht ganz zweifelsfrei

Der König habe zwar durch sein öffentliches Bekenntnis zur Demokratie und zum Rechtsstaat den Putsch beendet, aber er habe dadurch auch seine politische Macht erheblich gestärkt. Deshalb stellt der Autor auch die Frage, welche Informationen der König im Vorfeld der Ereignisse hatte, ob er gewähren ließ, gar förderte oder ob er nicht alles wusste.
Rezensent war damals Auslandslehrer: live Sendung im Rundfunk

Der Rezensent, der damals Auslandslehrer in Barcelona war, war bei der Lektüre über eine Information des Autors dankbar erstaunt:  Wegen der Macht der Fernsehbilder vom Putschversuch des Obersten Tejero im Parlament hat jeder gut in Erinnerung wie es war. Jeder glaubt, er habe alles live im Fernsehen miterlebt.  Aber Javier Cercas zeigt,  dass die Fakten damals anders waren:  Es gab eine live Sendung im Rundfunk über den genauen Ablauf der Ereignisse, die Fernsehbilder jedoch folgten erst später, als der Putsch gescheitert war. An dieser Stelle darf angemerkt werden, dass Cercas auf die große demokratische Rolle, die der Rundfunk damals mit seiner Sendung spielte, in seinem Buch etwas deutlicher und näher hätte eingehen  können.
Gute Übersetzungsleistung

Es sei hier auch die gute Übersetzungsleistung erwähnt, denn dieses äußerst lesenswerte Buch ist sprachlich nicht ganz einfach.  Über weite Passagen hin pflegt der Autor einen anspruchsvollen Satzbau.  Sein differenzierender Diskurs scheint solche  komplexen Sätze zu benötigen, weshalb sie berechtigt sein mögen.  Es finden sich aber auch  Stellen mit sehr langen Sätzen und mit einem rhetorischem Stil, der die Geduld des Leser zeitweilig strapaziert.

Es geht viel um den Ministerpräsidenten Adolfo Suarez

Obwohl der Autor den Augenblick der dramatischen Zuspitzung des Putschversuches zu seinem Hauptthema macht, indem er die Gesten der drei aufrechten Politiker interpretiert, die ihre Amtswürde wahren und nicht zu Boden gehen, handelt doch sein Buch ganz wesentlich über den Ministerpräsidenten Adolfo Suarez.  Er zeigt seine Entwicklung und seinen politischen Aufstieg vom franquistischen Funktionär hin zum demokratischen Staatsführer. Anfangs charakterisiert er Suarez als opportunistischen Parvenu ohne besondere literarische Bildung oder bürgerliche Kultur.  Am Ende  jedoch bekennt er seine Sympathie für Suarez, der sich um die Demokratie  verdient gemacht habe und in der politischen Verantwortung über sich hinausgewachsen sei. Allzu spät habe er vom König die verdiente Ehrung erfahren.

Günther Miklitz

11.1.10

"Marx schreibt an Marx" - Staaten ohne Gerechtigkeit sind "Räuberbanden"


Reinhard Marx, Das Kapital - Ein Plädoyer für den Menschen – Unter Mitwirkung von Dr. Arnd Küppers, München 2008, 320 Seiten.

Der Autor von "Das Kapital - Ein Plädoyer für den Menschen" ist der als Sozialkritiker bekannte Erzbischof von München und Freising.  Er ist auch Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz.

Kapitalismuskritik
Ausgehend von der katholischen Soziallehre und ihren theologischen Begründungen geht er in diesem Buch scharf mit dem Kapitalismus ins Gericht, offensichtlich zu einem Zeitpunkt, als das derzeitige Ausmaß der Weltfinanz- und Wirtschaftskrise noch nicht abzusehen war:  "Ein Kapitalismus ohne Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit hat keine Moral und auch keine Zukunft."

Auf Augenhöhe mit Karl Marx?
Er kokettiert mit seinem Familiennamen, indem er sich auf seinen berühmten Namensvetter Karl Marx bezieht.  Dies tut er gleich auf zweifache Weise: einmal mit dem Buchtitel durch Anspielung auf dessen Hauptwerk und zum anderen mit seinem Einleitungskapitel, das als fiktiver Brief an seinen  "lieben Namensvetter" verfasst ist.  Damit beansprucht er mit diesem gleichsam auf Augenhöhe zu sein, was die Formulierung der Kapitelüberschrift "Marx schreibt an Marx" deutlich macht.  In seinem  "Brief" stellt er der kommunistischen Bewegung von Karl Marx die Soziallehre des damaligen Bischofs von Mainz, Wilhelm Emmanuel von Kettler, gegenüber.  Nach Kettler sollte das Eigentum nicht abgeschafft werden, sondern es sollte den Eigentümer verpflichten, durch dasselbe, d. h. das Kapital, dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen.
Marktwirtschaft und soziale Gerechtigkeit
Erzbischof Marx erklärt den revolutionären Sozialismus in der Prägung von Karl Marx  als offenkundig gescheitert und wendet sich ebenso vom weltweiten Raubtierkapitalismus jüngster Zeit ab.  Dem stellt er als gesellschaftliches Erfolgsmodell die soziale Marktwirtschaft (nach den Prinzipien von Solidarität, Subsidiarität, Freiheit und Eigenverantwortlichkeit) der Bundesrepublik  Deutschland gegenüber. Das bedeutet, dass der Staat eine ordnende Rolle spielt, indem er durch Bändigung des marktwirtschaftlich agierenden Privatkapitals für soziale Gerechtigkeit sorgt.  Am Ende seines Buches, das in acht Kapitel und einen Schlussteil gegliedert ist, nimmt er die Globalisierung der Wirtschaft in den Blick und fordert eine solidarische Weltordnung und eine globale soziale Marktwirtschaft: "Wir müssen daran arbeiten, dass die Marktwirtschaft weiterhin in einem Ordnungsrahmen stattfindet, der gemeinwohlorientiert ist und Raum lässt für eine institutionalisierte Solidarität in einem funktionierenden Sozialstaat, und zwar im Blick auf die `Weltgemeinschaft`." (S. 297)

Für Studierende geschrieben
Das Buch enthält einen Literaturnachweis und ein Personen- und Sachregister.  Das weist darauf hin ,dass es in die Hände von Studierenden und entsprechend Gebildeten gehört, die sich mit den gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit kritisch auseinandersetzen und dabei die Positionen der katholischen Kirche in Deutschland kennen lernen möchten.

Klare Sprache
Als besonderer Vorzug ist die Klarheit der Sprache hervorzuheben.  Eine Fülle von gesellschaftlichen, theologischen  und sozialpolitischen Konzepten (unter anderem aus der Befreiungstheologie der Begriff der "Struktur der Sünde" für ungerechte Systeme) wird auch dem Laien verständlich dargelegt.

Drastische, zitierfähige Beispiele
Manch ein Leser dieses Buches dürfte sich wundern, mit welcher Offenheit der Erzbischof von München und Freising soziale  Missstände unserer Zeit anprangert und dabei eine Reihe von zitierfähigen drastischen Beispielen gibt:
           "Geierfonds (vulture funds). Wenn ein Land nachhaltig
           in Zahlungsschwierigkeiten gerät, kaufen die `Geier`unter 
           den Hedgefonds mit hohen Abschlägen auf die ursprüngliche
           Kreditsumme dessen Schulden auf und verklagen es dann
           auf Rückzahlung der vollen Beträge einschließlich Zins und
           Zinseszins." (S.139)  Oder:

            "Aber nicht nur bitterarme Entwicklungsländer, auch ganz
            normale Häuslebauer in Deutschland sind von
            gewissenlosen Spekulanten bereits in den Ruin
            getrieben worden. Durch die amerikanische Immobilienkrise
            in Schwierigkeiten geratene deutsche Banken und
            Sparkassen haben in den letzten Monaten sogenannte
            `notleidende`Kredite mit einem Gesamtwert im
            zweistelligen Milliardenbereich an Schuldenaufkäufer
            - häufig Hedgefonds - verkauft." (S. 141)

Ohne Gerechtigkeit sind Staaten Räuberbanden (Augustinus)
Der Leser erfährt aber auch, auf welchem theologischen Fundament sowohl seine Sozialkritik als auch die angebotenen Reformvorschläge (Beseitigung sittenwidrige Managergehälter, Verantwortung aller durch Stakeholder  (nicht: Shareholder!) Value-Modell, Schaffung eines öffentlich unterstützen dritten Arbeitsmarktes für Langzeitarbeitslose, Familienpolitik durch mehr Bildungsausgaben und bessere Rentenansprüchen für Erziehende) stehen, die durchaus mehr sind als moralische Appelle an das Gerechtigkeitsempfinden: "Ohne Gerechtigkeit sind Staaten nichts anderes als Räuberbanden, wie Augustinus gesagt hat." (S. 158)

Rahmenordnung für den Kapitalismus gefordert
Der Autor  wirbt dafür, dass  man sich erneut  mit den Grundlagen der Marktwirtschaft beschäftigen möge und dass ihre Theoretiker wie Wilhelm Röpke, Walter Eucken, Alexander Rüstow und Friedrich August von Hayek besser wahrgenommen werden. Neben den bereits angesprochenen konkreten Vorschlägen auf nationaler Ebene fordert er abschließend für eine globale soziale Marktwirtschaft Veränderungen wie: faire Welthandelsbedingungen, eine Rahmenordnung für den internationalen Finanz- und Kapitalmarkt und die Garantie von unabdingbaren Arbeitnehmerrechten.

Günther Miklitz, Bonn




29.2.08

"Voll krass" - Texte für den Unterricht über Migrantenliteratur

"Voll krass - Viele Jugendliche fahren ab auf ´Kanak Sprak`

Bekanntlich bezeichnet der Ausdruck "voll krass", der aus dem Slang türkischer Jugendlicher in die deutsche Jugendsprache gewandert ist, etwas Positives oder etwas sehr gut Gelungenes.
In dem hier vorzustellenden Buch findet sich ein kurzer Beitrag von Nina Schürman mit der Überschrift "Voll krass - Viele Jugendliche fahren auf ´Kanak Sprak` ab". Darin wird beschrieben, was die sprachwissen- schaftliche Feststellung "Der Ethnolekt wird zu einem Soziolekt des Deutschen." bedeutet.

"Arbeitstexte für den Unterricht" mit dem Titel "Migrantenliteratur" ist für die Sekundarstufe
Das zu besprechende Reklam-Bändchen aus der Reihe "Arbeitstexte für den Unterricht" mit dem Titel "Migrantenliteratur" ist für die Sekundarstufe herausgegeben von Peter Müller und Jasmin Cicek.
Es ist 2007 im Reclam-Verlag in Stuttgart erschienen, hat einen Umfang von 187 Seiten und kostet auch für Taschengeldbezieher erschwingliche 4,80 Euro.

Mehrere Wörter für "Ich"im Japanischen
Neben dem eingangs erwähnten Text finden sich andere, die ebenfalls der sprachlichen Seite der Integration von Immigranten gewidmet sind. Teils berichten sie über ganz persönliche Erfahrungen, teils wird über Unterschiede zwischen der Herkunftsprache und dem Deutschen nachgedacht.
Yoko Tawada aus Tokyo berichtet zum Beispiel, dass man im Japanischen mehrere Wörter für "Ich" benutzt und dass sie in ihrer Heimatsprache gezwungen sei, sich zwischen mehreren Möglichkeiten der Selbstbezeichnung zu entscheiden, und zwar zwischen "atakushi","watashi", "watakushi" für Mädchen oder "boku" bzw. "ore" für Jungen. In Europa entdeckte die junge Japanerin das deutsche Wort "Ich": "Ein Ich muss kein bestimmtes Geschlecht haben, kein Alter, keinen Status, keine Geschichte, keine Haltung, keinen Charakter. Jeder kann sich einfach "ich" nennen." (S. 121)

"Zahlen - Fakten - Hintegründe"
Im fünften Kapitel des Buches werden unter der Überschrift "Zahlen - Fakten - Hintegründe" 12 kurze Texte angeboten, die eine Vertiefung des Themas der Integration von ausländischen Zuwanderern in Deutschland ermöglichen.

Assimilation alsVerbrechen gegen die Menschlichkeit (Erdogan)
Wie dringend nötig dies ist, zeigt die von einem Bildungsdefizit gekennzeichnete Rede - nicht in diesem Buch - eines ausländischen Staatsführers, der die Assimilation seiner Landsleute in Deutschland als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnete.

Auch für deutsche Schüler
Auch deutsche Schüler können hier lernen, wie differenziert das Anpasssungsgeschehen an die Aufnahmegesellschaft zu sehen ist. Es werden unter anderem folgende Aspekte der Assimilation genannt: Sprache, Normenkenntnis, Rückkehr- oder Einbürgerungsabsicht, politisches Verhalten, formelle oder informelle Kontakte zwischen den ethnischen Gruppen, Teilnahme an Einrichtungen des Aufnahmeystems, Einkommen, Berufs- prestige, Wahrnemung von Aufstiegschancen bzw. vertikale Mobilität.

"Kleine Revolution der Amtsstatistik"
Die Notwendigkeit, das Thema unbedingt in die Schulen zu bringen, ergibt sich auch aus einer Tatsache, die in einem weiteren Textbeitrag, und zwar von Felix Berth, als "Kleine Revolution der Amtsstatistik" bezeichnet wird. Danach zeigt die neuste Statistik, "dass etwa jeder fünfte Bewohner der Republik zugewandert ist oder immigrierte Eltern oder Großeltern hat." Migrantenkinder stellten heute in der Grundschule bereits einen Anteil von genau einem Drittel der Schülerschaft. Der Text endet mit der Feststellung: "Dass Deutschland kein Einwanderungsland sei, lässt sich bei Kenntnis der neuen Daten nicht mehr behaupten."

Lyrik und Prosa von Migranten
Neben einem Quellenverzeichnis und kurz kommentierten Literaturhinweisen enthält das Buch in seinem Schlussteil Arbeitsaufträge zum Kernstück des Buches, nämlich zu der vielfältigen Sammlung von Lyrik und kurzer Prosa aus der Feder von Migranten unterschiedlichster Herkunft.

Hilfe zum Perspektivewechsel
In diesen literarischen Texten, die den Hauptteil ausmachen, wird kein Blatt vor den Mund genommen, wenn zum Beispiel Probleme mit dem Kopftuch oder enge Moralvorstellungen zur Sprache kommen. Im Klappentext des Buches heißt es zu Recht:

"Die Texte verhelfen zu einem Perspektivewechsel, sie eröffnen Einblicke in die Lebenswelt und Befindlichkeit von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland."

Günther Miklitz